(bewegt die Maus auf die Bilder, es könnten
noch weitere erscheinen)
In den Feenkaminen hatten wir schon Höhlen gesehen. Sie bestanden
jedoch überwiegend aus einem Raum. Es soll hier in Kappadokien
auch Höhlenwohnungen, die aus mehren Räumen bestehen, geben.
Auch ganze Dörfer wurden in das Tuffgestein gegraben. Das wollten
wir sehen. Hier am Fuß des
mächtigen Burgfelsens von Uçhisar sahen wir sie, die Tuffpyramiden,
die von unten bis oben durchlöchert waren. Schlumpfhausen nannte
unser Reiseleiter diese Ansammlung von Tuffpyramiden. Fürwahr,
es konnten die Häuser der Schlümpfe sein. Wir fragten uns,
ob Friedensreich Hundertwasser wohl hier war und durch diese Tuffsteinhäuser
inspiriert wurde? Über mehrere Etagen sind in so einer Pyramide
die Räume übereinander verteilt. Innen liegende Treppen
verbinden die Etagen miteinander. Ein solches „Haus“ haben
wir besichtigt. Der Einstieg befand sich in der ersten Etage. Eine
Außentreppe führte zu ihm
hinauf. Der erste Raum war gemütlich eingerichtet mit Teppichen
auf dem Boden und an den Wänden. Über eine schmale Stiege
ging es hinauf zur nächsten Etage. Die folgende Etage sah recht
nüchtern aus.
Es fehlten Teppiche und Mobiliar. In den Wänden befanden sich
jedoch Nischen, die Ablageflächen für die ehemaligen Bewohner
gewesen sein könnten. In der vierten Etage lagen wieder Teppiche
auf dem Boden und wir konnten uns von dem mühsamen Aufstieg erst
mal erholen. Wir wollten aber noch höher
hinauf bis zur sechsten Etage. In jeder Etage gab es
Durchbrüche in den Wänden, durch die man nach Außen
sehen konnte und durch die Licht in die Räume fällt. Fließend
Wasser und Abwasserleitungen gibt es im ganzen "Haus" nicht.
Aber elektrische Beleuchtung und einen Internetanschluss hatten die
Bewohner jetzt. Schaut auf das nebenstehende Bild, dort liegen die
Leitungen. Das eine ist das Kabel für die Stromversorgung und
das andere das Datenkabel.
Mit einem Klick auf das YouTube-Bild unten könnt ihr das Video
"Eine Höhlenwohnung in einer Tuffpyramide" ansehen!
Aufgenommen am 12.Mai 2010, bitte Lautsprecher
einschalten!
Sollte das Video oben nicht starten, dann bitte das Symbol "KPE-VIDEO"
anklicken.
Dies waren einzelne Pyramiden, in denen die Bewohner Ihre Höhle
gegraben haben. In Çavusin bekamen wir die Reste eines Dorfes
zu sehen, das in eine Felswand gehauen war. 1963 stürzte diese
Felswand ein und die vielen Höhlen waren damit unbewohnbar. Die
Bewohner leben jetzt in Häusern vor dieser Felswand. Mit dem
Felsabbruch wurde auch eine der ältesten Höhlenkirchen von
Kappadokien, die Johanneskirche, auch Täuferkirche genannt, zerstört.
Die Johannes dem Täufer gewidmete Kirche in Çavusin stammt
aus dem 5. Jahrhundert. Wie im Bild links zu sehen, sind von ihr nur
noch Fragmente vorhanden. Das Ruinenfeld im Çavusin-Tal war
der Lebensraum der frühen Christen und frühchristlichen
Gemeinschaften. Schaut, wie diese Felswand heute aussieht.
An der Seite stiegen wir die Felswand hinauf. Einige ehemalige Bewohner
hatten vor ihrer Höhle ein kleines Häuschen gesetzt. So
konnten sie ihren Wohlstand zeigen und hatten dahinter die Höhle
mit
dem ausgeglichenem Klima - im Sommer nicht zu warm und im Winter nicht
zu kalt. Oben über diesen Höhlenwohnungen konnten wir sehr
gut den mächtige Basaltdeckel erkennen, der über die Jahrhunderte
das weichere darunter liegende Tuffgestein schützte. Doch schaut,
direkt unter der Kante des härteren Gesteins kann man sehen,
wie der Wind das weichere Gestein abträgt. Es ist nur noch eine
Frage
der Zeit, wann der Deckstein so weit frei schwebend herüber ragt,
bis es abbricht. Unten im Tal ist der neue Ort zu sehen und oben auf
der Spitze stand mal eine byzantinische Festung. Es war nicht mehr
viel davon zu sehen. Wir standen jetzt hier oben auf der Hochebene.
Aus dem Tal dort unten, das im Laufe der Jahrtausende durch Erosion
entstanden ist, kamen wir und da wollen wir auch wieder hinunter,
dort steht unser Bus. Also stiegen wir wieder hinab.
Auf dem Rückweg fiel unser Blick auf die gegenüber liegende
Felswand. Viele kleine Löcher erkannten wir in der Wand. Es sind
Taubenschläge. Die Tauben werden nicht gehalten, damit die
Bewohner der Orte sie fangen und schlachten, nein! Den Taubenmist
wollen die Leute haben. Es ist für sie wertvoller Dünger.
Wir hatten jetzt Höhlenwohnungen in Pyramiden und in Felswänden
gesehen. In der Literatur wird viel über unterirdische Städte
in Kappdokien geschrieben. Das machte uns neugierig. Solche Stadt
wollten wir auch einmal sehen. Zum Glück sah das Reiseprogramm
den Besuch einer unterirdischen Stadt vor.
Warum entstanden diese Städte und wer hatte sie angelegt? Schon
die Hethiter hatten vor 3000 Jahren unterirdische Städte angelegt.
Diese waren jedoch nur eingeschossig. Vermutlich dienten sie zur Lagerung
von Nahrungsmitteln. Die Christen haben diese Städte besonders
im 6. und 7. Jahrhundert ausgebaut, um sich vor den Überfällen
der Araber zu schützen. Bis zu 8 Etagen wurden diese Städte
nach unten gegraben.
Wie wurden diese Städte gebaut? Zunächst hat man einen Luftschacht
gebohrt, der bis 80 Meter tief zum Grundwasser reichte. Man nahm dazu
einen Holzbohrer, an den Seile gebunden waren, die im Kreise laufende
Menschen oder Tiere drehten. Der Tuffstein ist ein weiches Gestein,
das sich leicht bearbeiten lässt. Anschließend wurden die
Etagen ausgehoben. In einer 8-geschossigen unterirdischen Stadt konnten
bis zu 10.000 Menschen vorübergehend Zuflucht finden. Man lebte
in diesen Städten nur, wenn Überfälle oder andere Gefahren
drohten.
Wir besuchten eine unterirdische Stadt in dem Ort Özkonak. Diese
Stadt hat 10 Ebenen, die bis 40 Meter tief reichen. Wenige Ebenen
sind jedoch nur zugänglich. Diese Stadt wurde von einem Landwirt
1972 durch Zufall entdeckt. Er wollte wissen, wohin das Wasser, mit
dem er sein Feld bewässerte, immer verschwand und fand diese
Höhlen. Der Eingang und auch die Lüftungsschächte waren
früher versteckt. Heute sind sie gut sichtbar, denn die Touristen
sollen sie ja finden. Wir stiegen hinab zu den Höhlen. Die Gänge
waren recht schmal
und auch nicht sehr hoch. Nur in gebückter Haltung konnten wir
sie passieren. Das hatte durchaus einen Sinn. Feinde, die in diese
Höhlen eindringen wollten, mussten sich ebenfalls bücken
und konnten ihre Waffen nicht wirkungsvoll benutzen. Außerdem
hatten die damaligen Erbauer dieser Höhlen eine wirkungsvolle
Barriere eingebaut. Sie bestand aus einem massiven mühlensteinähnlichen
runden
Steinen, die am Ende eines Tunnels zwischen Säulen vor den Gang
gerollt und verkeilt wurde. Für diese Steinbarrieren wurde festeres
Felsmaterial verwendet. Der Durchmesser dieser Steine war größer
als die Höhe der Tunnel. Folglich mussten sie vor Ort hergestellt
worden sein. Ich denke, die damaligen Erbauer haben immer dort eine
solche Barriere eingebaut, wo sie auf härtere Gesteinsschichten
gestoßen sind. Die Räume hinter den Tunneln hatten in etwa
Stehhöhe.
Wie bereits erwähnt, hatten die Christen in diesen Höhlen
Zuflucht gefunden. Ihre Kirchen waren ebenfalls in Höhlen versteckt.
In Göreme werden wir einige davon Besuchen.