An
der Uferpromenade Kai Riva degli Schiavoni warten wir auf das Schiff,
das uns durch den Giudecca-Kanal zum Bahnhof bringen wird. Wir sind
vom Marcusplatz gekommen und mussten über vier Brücken
gehen, um hier her zur Anlegestelle zu gelangen. Jetzt fahren wir
los. Das Schiff verlässt rückwärts fahrend den Steg
und wendet in der Bucht von San Marco, der " Bacino di San
Marco". Auf
der Backbordseite kommt die Insel mit der Kirche San Giorgio Maggiore
in Sicht. Im 16. Jahrhundert entschloss sich Venedig, durch diesen
repräsentativen Bau auf der Insel gegenüber dem Dogenpalast,
allen ankommenden Schiffen die wirtschaftlichen Blüte der Inselrepublik
zu demonstrieren.
Es ist ein prächtiger Bau mit einer Fassade in der klassischen
Form der Antike, die ganz auf Fernwirkung ausgelegt ist. Gegenüber,
auf der Steuerbordseite, steht der Campanile di San Marco. Die Form
dieses Glockenturmes ähnelt doch sehr dem Campanile di San
Giorgio Maggiore. Wir fahren Richtung Westen. Dort taucht die alte
Zollstation auf. Hier wurden früher die Schiffe kontrolliert,
die zu den Handelsniederlassungen am Canale Grande wollten.
Auf der Spitze des Gebäudes steht eine Erdkugel. Ein Titan,
es mag Atlas sein, trägt die Kugel und oben auf der Kugel steht
eine Göttin mit einem Segel in der Hand. Sie zeigt die Richtung
an, aus der der Wind bläst.
Wir fahren in den Kanal hinein. Auf der Steuerbordseite taucht ein
Gebäude auf, bei dem oben an der Fassade die Worte " Emporio
dei Sali" stehen. Es war ein Salzspeicher. Im frühen fünfzehnten
Jahrhundert wurde dieser Komplex errichtet und um 1830 restauriert.
Hinter neun großen Toren verbargen sich zirka 70 Meter lange
Räume, in denen das Salz gelagert wurde. Heute wird dieser
Gebäudekomplex für Ausstellungen genutzt. Über dem
flachen Gebäude sind die Türme und Kuppeln der Basilica
di Santa Maria della Salute zu sehen. Die Kirche steht am Canale
Grande.
Gegenüber der Kirche "Chiesa dello Spirito Santo",
der Kirche des Heiligen Geistes befindet sich die Kirche Il Redentore.
Sie steht auf der Insel Giudecca und ist neben Santa Maria della
Salute eine der beiden Votivkirchen Venedigs, die zur Errettung
von der Pest gestiftet wurden.
Im Jahre 1576 gelobte der Senat von Venedig eine Kirche zu Ehren
des Erlösers, italienisch "Il Redentore", bauen zu
lassen, wenn die Stadt von der Pest erlöst werden würde.
Etwa ein Viertel der damaligen Bevölkerung Venedigs, fast 50.000
Menschen, starben an der Pest. Andrea Palladio, der zu dieser Zeit
mit der Errichtung von San Giorgio Maggiore befasst war, entwarf
die Baupläne auch für diese Kirche. Wenn man das Portal
des Kirchenschiffes betrachtet, ist dieses unverkennbar. Im Jahre
1592 wurde die Kirche geweiht. Zum Dank für das Verschwinden
der Pest wird seither jedes Jahr am dritten Juliwochenende das Redentore-Fest
gefeiert.
Für eine feierliche Prozession zur Kirche auf der Insel Giudecca
wird dazu eine provisorisch Pontonbrücke von Dorsoduro über
den sonst brückenlosen Canale della Giudecca errichtet. Wir
blicken jetzt auf den Stadtteil Dorsoduro, und dort auf die Uferpromenade
Fondamenta Zattere Allo Spirito Santo. Der Name Dorsoduro leitet
sich von dem Zustand des Gebietes vor der Besiedlung ab. Dorso duro
bedeutet harter Rücken und weist darauf hin, dass es sich um
festen, teilweise felsigen Untergrund handelt, auf dem dieser Stadtteil
errichtet wurde.
Zwei Brücken weiter blicken wir auf die Insel Accademia. Auf
dieser Insel steht am Giudecca-Kanal die Kirche Santa Maria dei
Gesuati. Sie
stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist eine Kirche der Dominikaner.
In den Nischen der Fassade sind Skulpturen aufgestellt, welche die
Tugenden, Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung,
darstellen sollen.
Bei der nächsten Brücke mündet der Kanal Rio di San
Trovaso in den Giudecca Kanal. An diesem Kanal befindet sich eine
Gondelwerft. Es gibt heute wohl nur noch wenige Gondelwerften in
Venedig.
Die Älteste soll sich hier befinden. Die Werften sind wohl
überwiegend mit Bootswartung und -Reparatur beschäftigt,
eine sehr aufwändige Arbeit, die von den ausführenden
Bootsbauern spezielle Kenntnisse abverlangt. Um eine neue Gondel
zu bauen, sind sehr viele Arbeitsschritte erforderlich. Die Gondel
besteht aus 280 Einzelteilen. Für eine edle Gondel werden je
nach Einbauort unterschiedliche Hölzer, wie Eiche, Kiefer,
Nussbaum, Linde und Kirsche verwendet. Diese Gondeln werden für
den Gondoliere persönlich und individuell angefertigt. Inzwischen
gehen die Bootsbauer vermehrt dazu über, Gondeln aus Sperrholz
zu bauen, da es preiswerter ist. Dort
kommt uns eine Autofähre entgegen. Sie fährt zum Lido
di Venezia, dem Strandbad Venedigs. Die Insel ist 11 Kilometer lang
und auf ihr sind Kraftfahrzeuge zugelassen. Als wir 2006 nach Venedig
reisten, ist der Pilot über die Lagune geflogen und wir konnten
die Insel von oben betrachten. Wenn wir die Insel so ansehen, könnte
es durchaus sein, dass sich auf ihr Autostraßen befinden.
Jetzt fahren wir an einem großen modernen Segelschiff vorbei.
Es ist die Club Med 2, das größte Motorsegelschiff der
Welt. 392 Passagier können auf ihr reisen und sie werden von
200 Besatzungsmitgliedern betreut. An den fünf Masten können
Segel mit einer Gesamtfläche von 2.500 m² gesetzt werden.
Am Heck befindet sich eine ausklappbare Plattform von der aus Wassersportarten
ausgeübt werden können.
Ein paar Meter weiter taucht ein roter Klinkerbau mit einem Schornstein
und einer Skulptur auf dem Dach des kleineren Gebäudes auf.
Was ist das? Das Gebäude ist eine ehemalige Baumwollspinnerei
und auf dem Dach steht die Skulptur "Le Ali di Massimo Scolari".
Es sind Flügel, die vom Architekten Massimo Scolari entworfen
wurden und 1991 auf dem Gelände der Biennale standen. Sie sollen
die Freiheit symbolisieren. Die Skulptur wurde anschließend
an die Universität gespendet, die sich jetzt in diesem Gebäude
befindet. Wenige
Minuten später nähern wir uns dem Hafengebiet. Hier befindet
sich der Terminal "Statione Marittima", an dem die großen
Kreuzfahrtschiffe anlegen. Die kleineren Kreuzfahrtschiffe, legen
im Giudecca-Kanal am Kai San Basilio an, dort wo wir die "Club
Med 2" gesehen haben.
Wir fahren jetzt am Terminal entlang Richtung Bahnhof. Gegenüber
dem Kreuzfahrtschiff-Terminal liegt die Insel der Insel Trochetto.
Dort sind etliche Ausflugsdampfer festmacht, die wohl ihren Dienst
beendet haben. Es ist nämlich jetzt schon kurz vor 18 Uhr.
Auf der Insel Trochetto stehen die Parkhäuser, in denen die
mit dem Auto anreisende Gäste ihr Fahrzeug abstellen müssen.
Dort taucht auch eine futuristisch wirkende Glas-Konstruktion auf.
Was ist das? Zu diesem Gebäude führt eine ebenso futuristisch
wirkende Brücke.
Jetzt können wir es sehen. Über diese Konstruktion fährt
ein Zug. Es ist ein so genannter "People Mover", ein Cable
Liner Shuttle. Es
ist ein schienengebundenes Fahrzeug, das von einem Seil gezogen
wird. Das System ähnelt dem einer Standseilbahn, mit dem Unterschied,
dass es auf einer Ebene betrieben wird. Diese Bahn verbindet die
Piazzale Roma, der Platz gegenüber dem Bahnhof auf der andern
Seite des Canale Grande, mit der Station Marittima, dem Ort des
Kreuzfahrtschiffe-Terminal, und den Parkhäusern auf der Insel
Trochetto. Das gläserne Gebäude, dass wir vorhin im Vorbeifahren
sahen, ist die Endstation der Bahn auf Trochetto. Im Jahre 2010
wurde diese Bahn in Betrieb genommen. Jetzt
kommt die Brücke, die Venedig mit dem Festland verbindet, in
Sicht. Sehr schön kann man die Brückenbogen der Staßenbrücke
erkennen. 210 Bögen soll diese Brücke haben. Wir müssen
unter ihr, einer weiteren Straßenbrücke und einer Eisenbahnbrücke
hindurch fahren, um zum Bahnhof zu gelangen. Über die Brücken
gelangen die Fahrzeuge und die Bahn zum Hafen von Venedig. Wir
sind jetzt auf dem Canale Grande. Voraus erblicken wir die Brücke
Ponte della Costituzione. Es ist die vierte Brücke, die den
Canale Grande überspannt. Sie verbindet den Bahnhof Santa Lucia
mit dem Piazzale Roma. Es ist eine Fußgängerbrücke.
Sie wurde 2008 eingeweiht.
Hinter der Biegung ist der Haupteingang zum Bahnhof. Wir steigen
jedoch hier aus und betreten das Bahnhofsgebäude durch einen
Nebeneingang. Der Zug bringt uns wieder nach Mestre, wo unser Bus
wartet, der uns zu unserem Hotel in Jesolo bringt. Morgen werden
wir nach Verona, dem Ort, in dem im Sommer in der Arena die berühmten
Opernfestspiele stattfinden, fahren.
Mit einem Klick auf das YouTube-Bild unten könnt ihr das Video
"Venedig, auf dem Giudecca-Kanal" ansehen!
Aufgenommen am 13. September 2012, bitte
Lautsprecher einschalten!
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