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Letztes
Mal hatten wir Parks in Funchal besucht. Heute wollen wir die Stadt
erkunden. Wir gehen wieder hinunter zum Kreisverkehr „Rotunda
do Infante“. Durch die Arkade neben dem Gebäude links
geht es hinunter zum Hafen. Wir biegen jedoch links ab in die Avenida
Arriaga. Nicht weit hinter dem „Parque de Santa Catarina“
erblicken wir mitten auf dem Gehweg eine mächtige Statue. Das
muss das Denkmal einer wichtigen Persönlichkeit sein, das so
exponiert aufgestellt wird. Auf dem Sockel steht es, es ist Zarco,
der portugiesische Entdecker Madeiras. Er steht auf der Kreuzung
der Straßen Avenida Arriaga und Avenida Zarco. Die Statue
wurde 1934 eingeweiht.
Rechts neben dem Denkmal steht ein Gebäude, dessen Toreingang
unsere Neugier erweckte. Gehen wir mal hinein. Die Kachelbilder
an den Wänden waren es, die wir aus der Ferne erspähten.
Sind sie nicht wunderschön? Es sind typische portugiesische
Kachelbilder, aus dem 17. Jahrhundert.
Das Gebäude war ursprünglich als Spital für Bedürftige
errichtet worden, welches 1686 als Santa Isabel Hospital seine Pforten
öffnete. 1927 errichtete man an einem anderen Ort ein moderneres
Hospital und die Patienten des Santa Isabel Hospitals wurden dort
hin verlegt.
Nach einer längeren Umbauphase übernahm die Bezirksverwaltung
den gesamten Komplex und diverse Behörden zogen ein. Sekretariat
für Bildung und Kultur konnten wir auf einer Glastafel entziffern. Jetzt
nähern wir uns der Kathedrale von Funchal. Das Gebäude,
das wir hier sehen, ersetzte die erste Kirche Funchals, die trotz
mehrerer Erweiterungen, für die ständig wachsende Bevölkerung,
zu klein geworden war. Es entstand auf ausdrücklichen Wunsch
des portugiesischen Königs die so genannte große Kirche,
die 1517 geweiht wurde. Es ist ein typisches gotisches Bauwerk mit
wenigen kleinen Fenstern, die nur spärlich Tageslicht herein
lassen. Die Decke über dem Altarraum ist einmalig und lässt
maurische Einflüsse vermuten.
Wir begeben uns nun hinunter zur Uferstraße. Die Sonne scheint
und die Temperaturen sind für Nordeuropäer sehr angenehm.
Wir werden an der Bucht von Funchal im breiten, schön angelegten,
Grünstreifen entlang schlendern. Auf
der anderen Seite der Uferstraße taucht die Festung São
Lourenço auf. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde sie errichtet,
nachdem ein im Hafen von Funchal ankerndes Schiff von Piraten überfallen
worden war.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Festung immer wieder verstärkt,
da sie den Piratenangriffen häufig nicht standhielt. Heute
dient sie dem Ministerpräsidenten der Autonomen Region von
Madeira und dem Militärkommando als Residenz und beherbergt
in eine kleine Ausstellung, in der die Geschichte der Festung dokumentiert
ist. Wenige
Meter weiter erblicken wir in einem Durchgang zur Stadt vor einer
Wand mit wunderschön blühenden Bougainvilleas eine Statuengruppe,
ganz mit grüner Patina überzogen. Auf dem Sockel erkennen
wir den Text „Assembleia Legislativa“. Das deutet auf
ein Parlament hin. Richtig, in dem Gebäudekomplex gegenüber
befindet sich das Inselparlament. Früher war es ein Zollhaus
und wurde um 1519 fertig gestellt. Nach mehreren Umbauphasen im
19. und 20. Jahrhundert wurde entschieden, das Inselparlament hier
unterzubringen. Nach
den vielen Piratenüberfällen wurde rund um die Stadt eine
Mauer mit fünf Eingangstoren gebaut. Die angrenzenden Flüsse
dienten als Befestigungsgräben. Die hohen Mauern, die die Flüsse
einrahmen, stammen jedoch aus der Zeit nach 1803, als eine Überschwemmung
die Stadt fast vollständig ausgelöschte.
Im 19. Jahrhundert verloren die Stadtmauern auf Grund der veränderten
allgemeinen Situationen ihre Bedeutung, wurden komplett abgerissen,
so auch die Stadttore. Um an die Tore
zu erinnern, ist dieses Tor, vor dem wir jetzt stehen, rekonstruiert
worden. So sah es früher einmal aus. Das Stadttor am Largo
dos Varadouros war ein wichtiges Haupteingangstor zur Stadt.
Wenige Meter weiter erblicken wir eine Figur, die aus einer hohen
Säule zu steigen scheint. Ist es die Göttin der Freiheit,
die hier aufsteigt? Es ist das so genannte Denkmal der Nelkenrevolution.
Es soll an den Aufstand im Jahre 1974 gegen den autoritären
Diktator Portugals erinnern. Die Revolution verdankt ihren Namen
den roten Nelken, welche die aufständischen Soldaten in ihre
Gewehrläufe steckten.
Jetzt sind wir bei der Talstation einer Seilbahn. Mit der Seilbahn
kann man ganz bequem zum Tropischen Garten hinauf fahren. Wir werden
jedoch an der Küste weiter gehen.
Dort hinten leuchtet im intensiven Ockergelb ein Gebäude. Was
das wohl ist? Es ist auch eine Festung. Nach den verheerenden Piratenüberfällen
um 1566 wurde auch hier eine Festung errichtet, die Festung de Santiago.
Sie gehörte ebenso zu dem Festungsgürtel, der Funchal
vom 17. bis ins 19. Jh. umgab. Heute befindet sich in dem Gebäude
ein Museum und es wird für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Wir gehen weiter. Ein schmaler Gang führt direkt an der Festung
vorbei. Der
Weg und auch die Stufen sind mit runden Steinchen gepflastert, wie
wir sie schon in Monte auf dem Weg zur Kirche gesehen hatten. Jetzt
haben wir das Fort umrundet, blicken von oben auf die
Bucht von Funchal. Hinter uns steht die Kirche do Socorro. Dieses
Gebäude stammt aus dem 18. Jahrhundert. Wir schauen mal kurz
hinein. Eine prachtvolle Kirche mit einer wunderschön bemalten
Decke.
An der Kante des Plateaus, auf dem wir stehen, nehmen wir in einem
Kaffeegarten Platz und schauen zur Mole im Hafen von Funchal hinüber.
Dort
liegt ein großes Kreuzfahrtschiff. Es ist die Independence
of the Seas.
Unten an der Mauer, an der wir Platz genommen haben, erblicken wir
eine Badeanstalt. Rechts
daneben können wir sehen, wie das Meer die Kiesel herstellt,
auf denen wir vorhin gegangen sind.
Auf dem Rückweg schlendern wir durch die schmalen Gassen der
Altstadt. Hier hat ein Restaurant seine Tische auf der Straße
aufgestellt und
dort in dem Raum eines Gebäudes, der wie ein Gewölbe aussieht,
sind in einem Atelier Bilder moderner Künstler zu sehen.
Am Ende der Straße biegen wir nach rechts ab und stehen bei
den afrikanischen Tulpenbäumen vor der Markthalle von Funchal.
In der vorderen Halle
wird Obst und Gemüse in reichhaltiger Fülle angeboten.
In der hinteren Halle sind die Fischhändler. Dort bekommen
wir auch Degenfische zu sehen. Gegessen hatten wir schon welche,
ein leckerer Fisch. Die Degenfische leben im Atlantik in 200 bis
1.700 Meter Tiefe. In diesen Tiefen ist der Degenfisch kupferfarben.
Erst beim Fang bekommt er durch die rasche Druckveränderung
seine bekannte schwarze Farbe. Gefischt wird er mit Angeln, deren
Leinen bis zu 1.500 m lang sind.
Wir sind jetzt in der Rua do Carmo und blicken in der Häuserfassade
auf einen großen Durchgang. Was sich wohl dahinter verbirgt.
Wir
gehen mal hin und erblicken einen interessant gepflasterten Weg.
Er mündet auf einen ruhigen Innenhof. Tische und Stühle
unter Sonnenschirmen laden zu Verweilen ein. Ein ruhiges Plätzchen,
allerdings etwas versteckt.
Am Ende der Straße, von der wir zum Innenhof abgezweigt sind,
steht die Kirche do Carmo, ein Bauwerk
aus dem 17. Jahrhundert mit einem prächtigen Altar.
Wenige Augenblicke später erreichen wir den Rathausplatz, den
„Largo do Município“ und blicken auf ein Gebäude,
das ein Kreuz auf dem Giebel ziert. Ein Kirchturm ist nicht zu sehen.
Ist das eine Kirche? Ja, es ist die Kirche der Jesuiten. Nachdem
französische Piraten 1566 Funchal geplündert hatten, kamen
Jesuitenpriester hierher, um die Bevölkerung moralisch wieder
aufzurichten und in ihrem Glauben zu bestärken.
Sie hatten Erfolg und so gründeten sie in den folgenden Jahrzehnten
eine Jesuitenschule und errichteten diese Kirche. Im
Jahre 1647 wurde die Kirche geweiht. Es ist gerade Gottesdienst,
aber die Türen sind weit geöffnet. So können wir
einen kurzen Blick in die Kirche werfen. Wir erblicken
ein großräumiges, hohes Kirchenschiff mit reichhaltigen
Ausschmückungen an den Decken, Wänden und Säulen.
Gegenüber der Jesuitenkirche steht der ehemalige Bischofspalast.
Heute beherbergt das Gebäude ein Museum für religiöse
Kunst. Der Rathausplatz, auf dem wir stehen ist sehr auffällig
gepflastert. Sein schwarz-weißes Pflaster verleiht dem Ort
mit seinen wichtigen historischen Gebäuden eine besondere Note.
An
der Stirnseite steht das Rathaus, die „Câmara Municipal
do Funchal“, ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert. Es
ist nicht das erste Rathaus von Funchal.
Nachdem die älteren Rathausgebäude aufgegeben wurden,
hat die Gemeinde diese Gebäude, den Carvalhal Esmeraldo Palast,
1883 den damaligen Besitzern abgekauft.
In einer Nebenstraße zeigt uns die Anzeige einer Apotheke
an, dass es um 17 Uhr immer noch 22 Grad Celsius warm ist. Eine
angenehme Temperatur. Dort,
am Ende der schmalen Gasse taucht wieder ein Kirchturm auf. Es sieht
so aus, als ob an der Kirchturmspitze ein Baum wächst. Er steht
aber dahinter und überragt den Kirchturm. Die Kirche heißt
St. Peter, „Igreja de Sao Pedro“. Baubeginn war im 16.
Jahrhundert. Es dauerte etwas länger, bis sie endgültig
fertig gestellt war. Man spricht von einer Bauzeit von 150
Jahren. Auffällig sind die blauen Keramikfliesen an den Wänden.
Und schaut, wie die Christusfigur auf dem Altar leuchtet. Auch die
Decke ist sehenswert.
In der Straße links neben der Kirche, der „Calçada
de Santa Clara“ steht ein auffälliges, pinkfarbenes Gebäude.
Im Hof des Gebäudes steht eine Bananenpflanze, an der eine
Bananenstaude hängt.
Hinten an der Gebäudewand des Gebäudes können wir
es lesen, es ist das Museum Frederico de Freitas. In diesem Gebäude
sind unzählige Objekte, die der Notar Frederico Augusto de
Freitas in seinem Leben gesammelt hat, ausgestellt, unter anderem
auch eine umfangreiche Kachelsammlung.
Farbige Kacheln mit den unterschiedlichsten Mustern waren uns auf
Madeira häufiger begegnet. Es scheint, dass die Inselbewohner
einen Faible für Kachel hatten.
Was sind das für Geräusche hinter uns? Schauen wir uns
mal um. Ja,
dort rangiert ein Oldtimer, ein alter Ford rückwärts in
einen Hof. Ein richtig alter Ford, Modell T, eine „Tin Lizzy“,
was übersetzt „Blech-Liesel“ bedeutet, ist das.
Dieses Fahrzeug hier mag Mitte der 1920er Jahre hergestellt worden
sein.
Die Baureihe Modell T war mit über 15 Millionen Exemplaren
nach dem VW Käfer das am zweithäufigsten gebaute Automobil
der Welt.
Das war ein kleiner Spaziergang durch Funchal. Durch die Rua da
Carreira begeben wir uns wieder zurück zum Hotel.
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"Madeira - Funchal, ein Stadtspaziergang" ansehen!
Aufgenommen am 11. September 2011, bitte
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