Wir kommen von Honningsvåg auf der Nordkapinsel. Unser Schiff
fährt jetzt Richtung Osten, vorbei am Porsangerfjorden, der
Sværholt-Halbinsel und dem Laksefjorden zum Kjøllefjorden
bei der Halbinsel Nordkinn. Nach
einiger Zeit taucht an der Steuerbordseite eine Felsformation auf,
die wie eine Kirche aussieht ist. Es ist die "Steinerne Kathedrale"
Finnkjeka. Früher war diese Felsformation ein Opferplatz der
Samen, der Ureinwohner der Nordregion.
Am Ende des Fjords liegt Kjøllefjord. Es ist ein Fischerdorf
an einem Fjord, der von den Fischer als Fjord mit dem Heilbutt vor
der Tür gepriesen wird. Wie in allen Häfen, die das Hurtigrutenschiff
ansteuert, wird die Laderampe herunter gefahren. Waren
werden über sie ent- und beladen. Auch einige kleinere Fahrzeuge
kann das Schiff mitnehmen. Die Passagiere verlassen das Schiff über
eine separate Gangway. Auch sie wird herunter gelassen und zum Schluss
werden die Geländer hochgeklappt. Am Ufer erblicken wir ein
Holzgestell. An ihm wird gefangener Kabeljau getrocknet, um ihn
haltbar zu machen. Die Fische werden paarweise an den Schwänzen
zusammengebunden und dann an Holzgestellen, den so genannten Stockgestellen,
zum Trocknen aufgehängt. Dieser,
so haltbar gemachte Fisch, wird Stockfisch genannt. Bevor das Schiff
weiter fährt, muss alles wieder hochgeklappt und verriegelt
werden. Wir verlassen den Kjøllefjorden und fahren um die
Halbinsel Richtung Osten herum. Dort passieren wir als nächstes
den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes, den
Kinnarodden.
Er ist nicht so spektakulär wie das Nordkap-Plateau und wird
deshalb wohl kaum besucht. Bevor das Schiff nach Kirkenes fährt,
legt es noch einen Zwischenhalt in Mehamn ein, dem nördlichsten
Hafen auf dieser Route. Die
Versorgung der Bevölkerung in diesem Ort erfolgt durch die
Hurtigrutenschiffen und über einen eigenen kleinen Flugplatz,
der drei bis vier mal pro Tag angeflogen wird. Der Ort ist Ausgangspunkt
für Trekking- oder Snowmobil-Touren zur Landzunge Kap Nordkinn,
dem nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Auch
hier leben die Menschen überwiegend vom Fischfang.
Jetzt liegt eine längere Seestrecke vor uns. Gegen 20:30 Uhr
haben wir Mehamn verlassen und werden am nächsten Morgen gegen
9:00 in Kirkenes ankommen. Der Varangerfjord, an dem Kirkenes liegt,
friert im Winter zu, das heißt, Kirkenes hat, im Gegensatz
zu den anderen Häfen, die das Schiff anfährt, keinen eisfreien
Hafen. Da der Hafen nicht vom Golfstrom erreicht wird, muss der
zugefrorene Fjord im Winter von Eisbrechern frei halten werden. Jetzt
im April können wir im Fjord noch vereinzelt Eisschollen erblicken.
Am Schiffsanleger warten schon die Busse, die die Gäste zu
den verschiedenen Ausflugszielen bringen. Wir haben uns für
einen Besuch des Schneehotels entschieden. Nach einer halben Stunde
haben wir unser Ziel erreicht. Von der Hauptstraße müssen
wir ein kurzes Stück auf einem verschneiten, festgefahrenen
Weg laufen.
Wir haben Spikes unter unsere Schuhe geschnallt und haben so mit
der Schneeglätte keine Probleme. In
der Ferne vernehmen wir Hundegebell. Ja, dort hinten erblicken wir
Schlittenhund-Gespanne. Vor uns taucht das Schneehotel auf. Es sieht
von hier wie ein überdimensional großer Iglu aus.
Wir gehen hinein. Der erste Raum, den wir betreten ist eine große
Empfangshalle.. Hier ist alles aus Schnee und Eis, der Tresen, die
Sessel, der kleinen Tisch am Rande und die Figuren, die den Raum
schmücken.
Zur Begrüßung wird uns ein Glas Kraanbeeren-Saft gereicht.
Das ist ein Saft aus großfruchtigen Moosbeeren. Jetzt lauschen
wir den Worten eines Gästebetreuers, der uns über dieses
Hotel informiert. Er erzählt uns folgendes.
Der Tresen, vor dem wir stehen wurde aus dem Eis des nahe liegenden
Sees mit Kettensägen herausgeschnitten und entsprechen geformt
hier aufgestellt. Von diesem zentralen Raum zweigt ein Weg ab zu
den Zimmern. Die
Räume sind Themenzimmer. In jedem wird ein anderes Thema darstellt.
Auch eine kleine Kapelle gibt es hier, sie befindet sich am Ende
des Ganges.
Dieses Schneehotel hat 21 Räume mit Platz für 43 Übernachtungsgäste.
Wer hier übernachtet erhält einen
Thermoschlafsack, der für Temperaturen bis zu minus 20 Grad
Celsius ausgelegt ist. Die Zimmer haben eine Raumtemperatur von
zirka minus 4 Grad Celsius. Wer Nachts eine Toilette aufsuchen muss,
der muss das Schneehotel verlassen und sich in ein benachbartes,
herkömmliches Gebäude begeben.
Im Durchschnitt übernachten 15 Gäste in diesem Hotel.
In dieser Saison war das Schneehotel 7 mal ausgebucht. Im allgemeinen
übernachten die Gäste eine Nacht in dem Schneehotel und
verbringen bei längerem Aufenthalt die übrige Zeit in
den konventionellen Gebäuden der Hotelanlage.
Zirka Anfang August wird das Schneehotel geschmolzen sein. Anfang
November wird dann eine neuen Anlage aufgebaut. Dazu werden geformte
und verstärkte Ballons aufgeblasen und mit einer ausreichenden
Menge Schnee bedeckt. Wasser wird auf diesen Schnee gesprüht
und sodass eine feste Schneehülle entsteht.
Nach ein paar Tagen wird die Luft aus den Ballons herausgelassen
und die stützenden Elemente entfernt. Jetzt ist das Schneegebilde
selbsttragend und viele Künstler gestalten die Innenräume.
Zu Beginn haben die Türen eine Durchgangshöhe von Zirka
2 Meter. Durch das Eigengewicht des Schnees sackt die Schneehülle
im Laufe der Zeit etwas zusammen und die Tüten haben dann nur
noch eine Durchgangshöhe von etwa 1.70 Meter. Das ist nicht
kritisch, da sich dadurch der Schnee weiter gefestigt hat und das
Gebäude somit stabiler wird. So wurde es uns berichtet.
Wir gehen jetzt außen am Schneehotel entlang. Deutlich sind
die hohe Kuppel der Empfangshalle und die nicht so hohen Gewölbe
der Zimmer zu erkennen. Das Gebäude hat eine beachtliche Länge.
Rechts ist ein Rentiergehege und in der Ferne bellen die Schlittenhunde.
Im nächsten Video werde ich darüber berichten.
Mit einem Klick auf das YouTube-Bild unten
könnt ihr das Video
"Vom Schneehotel bei Kirkenes" ansehen. Aufgenommen am 1. und 2. August 2010, bitte
Lautsprecher einschalten!
Sollte das Video oben nicht starten, dann bitte das Symbol "KPE-VIDEO"
anklicken.