(bewegt die Maus auf die Bilder, es könnten
noch weitere erscheinen)
Auf dem Weg nach Lucca passieren wir den Lago di Massaciuccoli.
An diesem See lebte Giacomo Puccini von 1891 bis 1919. Wenig später
erscheint vor uns die Stadtmauer der Altstadt von Lucca. Sie ist
noch komplett erhalten. Wie kommt das? Napoleon hatte doch Anfang
des 19. Jahrhunderts Norditalien erobert. Den Erhalt der Stadtmauer
hat Lucca einem besonderen Ereignis zu verdanken. Bevor Napoleon
Lucca einnahm, hatten die Österreicher hier die Oberherrschaft.
Sie versprachen den Bürgern von Lucca sie zu schützen
und die Stadt stellte ihnen dafür ihre 136 Kanonen zur Verfügung.
Als Napoleon mit seinen Truppen anrückte, suchten die Österreicher
das Weite und nahmen die Kanonen mit. Nun hatte Lucca zwar eine
mächtige Stadtmauer, aber keine Kanonen mehr, um sie zu verteidigen.
Was taten die Bürger? Sie hießen Napoleon als Befreier
herzlich willkommen und dafür wurde die Stadt nicht beschossen.
So
können wir heute auf der komplett erhaltenen Mauer um die Altstadt
wandern. Diese Befestigungsanlage besteht nicht nur aus einer 4,2
Kilometer langen ca. 8 Meter hohen Mauer. Hinter ihr, auf der Innenseite,
befindet sich ein gleich hoher, bis zu 10 Meter breiter Wall, der
mit Bäumen bepflanzt ist. Auf
ihm kann man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder ganz bequem in einer
Kutsche die Altstadt umrunden. Ein breiter Grünstreifen umgibt
die Altstadt. Früher war die Stadt von einem bis zu 35 Meter
breiten Wassergraben umgeben. Heute ist davon nur noch ein kleines
Rinnsal übrig geblieben.
Durch sechs Tore gelangt man in die Altstadt. Die Porta San Donato,
aus dem Jahre 1629, und Porta Santa Maria, aus dem Jahre 1592, sind
Renaissance-Tore. Letzteres wurde von Michelangelo entworfen. Und
hier sehen wir die Porta Elisa. Sie wurde wahrscheinlich 1804 im
Auftrag von Napoleon für Seine Schwester Elisa Bonaparte, die
er als Regentin von Lucca eingesetzt hatte, erbaut.
Wie ist solch ein Tor aufgebaut? Wir wollen es genau wissen und
gehen zur Porta San Pietro. Dieses
Tor wurde im Jahre 1565 errichtet. Der äußere Zugang
kann mit mächtigen, eisenbeschlagenen Türen verschlossen
werden. Sogar der alte Riegel auf der Innenseite der Tür ist
noch vorhanden. Ein paar Schritte weiter erblicken wir oben in einem
Torbogen ein Fallgitter, so wie wir es von den Bildern alter Ritterburgen
kennen. Dieser Zugang dürfte gut gesichert gewesen sein.
Nun
sind wir in der Altstadt. Gleich hinter dem Tor steht ein kleines
Gebäude mit drei kunstvollen Reliefs. Welche Funktion dieses
Gebäude wohl mal hatte? Jetzt steht es offenbar leer.
Wir gehen weiter und biegen rechts in die Via Vittorio Veneto ein.
Nach einigen Metern stehen wir vor dem „Palazzo della Provincia“,
früher unter dem Namen „Palazzo Ducale“ bekannt.
Im Innenhof steht eine Statue von Francesco Carrara. Wer war dieser
Mann? Er erblickte 1805 hier in Lucca das Licht der Welt und wurde
1863, nach der Einheit Italiens, mehrmals ins Parlament gewählt.
Also für Lucca eine wichtige Persönlichkeit. In diesem
Palast residierte 1806 bis 1814 Elisa Bonaparte, Fürstin von
Lucca und Großherzogin der Toscana. Es wird berichtet, dass
gegenüber dem Palast früher Häuser und die Kirche
San Paolo standen. Da die Fürstin aus ihren Fenstern einen
Blick in die Natur gewohnt war, ließ sie die Häuser abreißen
und einen Park anlegen, die Piazza Napoleone. So war das damals.
Die Via Vittorio Veneto endet an der Piazza San Michele. Auf diesem
Platz steht eine der bedeutenden Kirchen in Lucca, die Kirche San
Michele in Foro. Was bedeutet diese
Namensergänzung „in Foro? Es ist ein Hinweis auf die
Geschichte der Stadt. Wir befinden uns nämlich jetzt in dem
Teil der Altstadt, der von den Römern um 180 v. Chr. gegründet
wurde. Die Kirche steht auf dem alten römischen Marktplatz.
Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert.
Die prunkvolle Fassade wurde etwas später ergänzt und
war eigentlich für ein höheres Mittelschiff geplant, das
jedoch nie realisiert wurde. Doch schauen wir uns die Fassade etwas
genauer an. Sie ist reich gegliedert. In den oberen Geschossen erkennen
wir Arkadenreihen mit vielen verschiedenen Säulenformen. Kaum
eine Säule gleicht der anderen. Von der Seite kann man sehr
schön erkennen, wie weit die vordere Fassade das Kirchenschiff
überragt.
Die andere bedeutende Kirche in Lucca steht nahe der südlichen
Stadtmauer. Es ist die Kathedrale San Martino, der Dom von Lucca.
Sie stammt aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert und hat, wie die
Kirche San Michele, eine reich gegliederte Fassade mit gestuften
Arkadenreihen, die als Dekorationsschicht vor der eigentlichen Fassadenmauer
stehen.
Lucca hat diese Fassaden zu einer eigenen Schauwand gestaltet. Besonderer
Wert wurde dabei auf die unterschiedliche Gestaltung der Säulen
gelegt. Wobei die rechte Ecksäule des obersten Fassadengeschosses
eine so genannte Knotensäule ist. Eine derartige Säule
hatte im Mittelalter eine besondere Bedeutung. Sie sollte Unheil
durch Zauberzeichen abwehren. Bei gotischen Kathedralen waren beispielsweise
aus diesem Grunde die Wasserspeier fast regelmäßig in
der Gestalt von Ungeheuern geformt.
Nicht jede Kirche in Lucca hat so markante Fassaden, wie die Kirchen
San Martino und San Michele. Aber jede hat eine besondere Sehenswürdigkeit,
so wie die Kirche San Giusto an der Piazza Giusto oder
die Kirche San Frediano nahe der nördlichen Stadtmauer mit
seinem wunderschönen Mosaik. Der Legende nach war Frediano
der Sohn des irischen Königs Ulaid. Er erhielt eine christliche
Erziehung und wurde, nachdem er das Sakrament der Priesterweihe
empfangen hatte, 560 n. Chr. zum Bischof von Lucca ernannt. Während
seiner Amtszeit sollen zahlreiche Wunder geschehen sein und so wurde
ihm zu Ehren diese Kirche auf den Namen „Chiesa di San Frediano“
geweiht.
Als wir zur Kirche San Frediano gingen, waren wir an einem sehr
alten Mauerwerk vorbei gekommen. Was das wohl war? Wir begeben uns
wieder dort hin und stehen vor Gebäuden, in die ganz offensichtlich
die Mauerreste eines römischen Gebäudes integriert sind.
Ja,
richtig, hier stand einst das Amphitheater der Römer. Mauerreste
und einige Bögen sind noch vorhanden und wurden kunstvoll in
die später entstandenen Gebäude integriert. Dort ist ein
Torbogen, durch den gehen wir hindurch. Wir wollen wissen, wie es
in der alten Arena aussieht. Was wir hier heute sehen, wurde um
1830 so verwirklicht. Die Römer hatten das ursprüngliche
Amphitheater im ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. errichtet.
Während der Barbareneinfälle verfiel die Arena und diente
in den folgenden Jahrhunderten als Steinbruch. Säulen und Marmorverkleidung
wurden größtenteils in den Kirchen verbaut. Über
den erhaltenen Resten und in der Mitte der Arena wurden Häuser
errichtet. Der außergewöhnliche Platz, den wir heute
bestaunen entstand, nachdem die Gebäude innerhalb der Arena
abgerissen worden waren. Das Niveau des heutigen Platzes liegt etwa
drei Meter über dem ursprünglichen Niveau des römischen
Amphitheaters.
Es ist wieder soweit, wir müssen zum Bus. Vom Platz des Amphitheaters,
der Piazza Anfiteatro, schlendern wir vorbei an interessante Gebäuden
hinüber zur Via San Paolino. Am
Ende dieser Straße stehen die Busse. Im Cafe Di Simo genießen
wir zunächst eine leckere heiße Schokolade. Hier traf
sich auch Puccini oft mit seinen Freunden. Wir biegen jetzt in die
Via San Paolino ein. In dieser Straße steht das Wohnhaus der
Puccinis. Es ist nicht zu verfehlen, denn davor steht eine Statue
von Luccas berühmtestem Sohn, Giacomo Puccini, geboren am 22.
Dezember 1858.
Ein kleines Stück weiter steht noch eine Kirche, die Basilica
San Paolino. Hier werfen wir einen kurzen Blick hinein.
Jetzt sind wir bei unserem Bus und verlassen Lucca durch die Porta
Sant' Anna.
Video: Ein Streifzug durch Lucca
Sollte das Video oben nicht starten,
dann bitte hier
klicken.