Über Astorga nach Foncebadón
und per pedes zum Cruz de Ferro
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Frühmorgens verlassen wir León und fahren über
Astorga nach Foncebadón. Von dort werden wir zum Cruz de
Ferro wandern. Dort
tauchen schon die Türme der Kathedrale Santa Maria von Astorga
auf. Jetzt sind wir in Astorga und wieder stehen wir vor einer römischen
Stadtmauer. Wie war das mit den Römern? Sie unterwarfen die
Kelten, die hier eine Siedlung errichtet hatten und bauten diese
ab 17 v. Chr. zu einer römischen Festung um.
Es war für die Römer ein wichtiger Ort. Es galt, die Goldminen
in den Bergen von León, den „Montes de León“,
zu schützen und die Transporte zu sichern. Nach den Römern
herrschten hier die Westgoten, danach die Maueren und ab 753 n.
Chr. die Fürsten von Asturien. Letztere ließen, als sich
die Pilgertradition entwickelte, die Stadtmauer restaurieren um
den Pilgern Schutz gewähren zu können. Die
Treppe am Ende der Mauer führt zur Kathedrale Santa Maria.
Baubeginn war im 15. Jahrhundert, die Türme waren erst im 18.
Jahrhundert vollendet. Wir werfen einen kurzen Blick hinein.
Das, was wir jetzt sehen, ist nicht der Hauptaltar, sondern die
Rückseite des Chores. Sie ist, wie wir es auch in anderen Kirchen
sahen, recht schlicht gehalten. Es
ist gerade Gottesdienst, da wollen wir nicht weiter stören.
Wir blicken noch mal hinüber zur Innenseite der Fassade und
sehen über dem Hauptportal ein wunderschönes Kirchenfenster
und darunter eine Uhr. Schon wieder eine Uhr in einer Kirche. Diese
ist jedoch nicht so aufwendig gestaltet wie die Uhr in der Kathedrale
von Burgos.
Von der Kathedrale gehen wir hinüber zu einem auffällig
gestalteten Gebäude. Es
könnte ein von Gaudi entworfenes Gebäude sein. Ja, es
ist der ehemalige Bischofspalast. Dieses Gebäude wurde auch
von Antoni Gaudí geplant. Nach dem Tod des Bischofs kam es
zum Zerwürfnis zwischen Gaudi und Episkopat und die Bautätigkeiten
wurden eingestellt. Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Baumeister
Ricardo Garcia Guereta das Gebäude in modifizierter Form vollendet.
Heute beherbergt es das Museum der Jakobswege, das Museo de los
Caminos.
Wir müssen schon sehr bald weiter fahren, denn wir haben noch
einen langen Weg vor uns.
Das Gebiet, durch das wir jetzt fahren, ist die Region Maragatería
in der Provinz León. Die Schilder am Straßenrand zeigen
uns an, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dem Jakobsweg. Über
schmale Landstraßen fahren wir hinauf in die Berge. In Foncebadón,
einem sehr kleinem Ort am Jakobsweg, verlassen den Bus. Jetzt werden
wir eine Strecke von zirka 4 Kilometern auf
dem Jakobsweg wandern. Der Ort liegt in 1440 Meter Höhe über
dem Meeresspiegel. Im 12. Jahrhundert errichtete ein Einsiedler
hier ein Hospital und eine Herberge für Pilger. Lange Zeit
war der Ort kurz vor dem Übergang über den Monte Leon,
mit dem Cruz de Ferro, eine wichtige Übernachtungsstation auf
dem Jakobsweg. Mit der Landflucht in Spanien zogen alle Einwohner
fort und der Ort wurde zu einem Geisterdorf voller Ruinen. Die
Renaissance der Jakobswallfahrt in den vergangenen Jahrzehnten rettete
den Ort vor dem totalen Verfall.
Heute werden in den Sommermonaten zwischen den halb verfallenen
Häusern wieder zwei Pensionen bewirtschaftet. Auch eine kleine
Pilgerherberge hat hier wieder geöffnet.
Wir werden jetzt auf Feldwegen durch die Hügel zum Cruz de
Ferro, dem Eisenkreuz, wandern. Links grasen auf der mageren Weide
einige spanische Rinder. Etwas
weiter steht die Ruine der Salvador-Kirche. Die Kirche wurde, wie
die erste Pilgerherberge, im 12. Jahrhundert errichtet. Nach ihrer
Zerstörung wurde sie jedoch nie wieder aufgebaut.
Auf dem Weg zum Cruz de Ferro nehmen wir einen kleinen Stein mit.
Es ist Brauch, am Kreuz einen mitgebrachten Stein abzulegen. Symbolisch
sollen damit die Sorgen und Probleme des Alltages abgelegt werden.
Für viele, die hier wandern, bedeutet Pilgern in dieser einsamen
Gegend die räumliche Distanz zum sonstigen hektischen Alltagsleben.
Da mag es schon befreiend sein, hier und da, Sorgen in Form von
Gegenständen zurück zu lassen und sich für neue Eindrücke
zu befreien. Außerdem ist es mit Sicherheit ein beglückendes
Gefühl, wieder ein Stück auf dem beschwerlichen Weg geschafft
zu haben.
Wir reisen dagegen mit dem Bus auf dem Jakobsweg, um uns an den
Dingen zu erfreuen, die die Menschen damals vor vielen Jahrhunderten
geschaffen haben. Dort
hinten auf dem Bergkamm taucht jetzt das Cruz de Ferro auf. Ein
Pilger überholt uns. Er hat es eilig, denn er muss ja noch
viel weiter laufen. Uns dagegen erwartet dort oben unser Bus.
Nach ungefähr einer halben Stunde haben wir den höchsten
Punkt des Jakobsweges erreicht. Hier steht das Cruz de Ferro. Es
ist ein, auf einem etwa 5 m hohen Holzstamm, befestigtes Eisenkreuz.
Es markiert in 1504 m Höhe den höchsten Punkt des Jakobswegs
in Spanien jenseits der Pyrenäen.
Wie alle Pilger haben auch wir einen Stein mitgenommen, um ihn hier
abzulegen. Es ist vollbracht! Es können auch andere Dinge sein,
die die Pilger hier ablegen. Man nimmt etwas mit, um sich dann symbolisch
für immer davon zu trennen, auch von kleineren und großen
Problemen.
Selbstverständlich gibt es auch hier eine kleine Kapelle.
Nach einer kurzen Pause fahren wir mit dem Bus weiter.
Die Straße ist hier sehr schmal. Sie muss auch von den Pilgern
genutzt werden. Hin und wieder erinnern Schilder die Autofahrer
daran, dass sie auf dem Jakobsweg fahren und auf der Straße
mit Pilgern zu rechnen ist. Nach
ungefähr einer halben Stunde passieren wir den Ort Molinaseca.
Hier im Ort ist die Durchgangsstraße so schmal, dass der Fahrer
schon sehr genau seinen Bus lenken muss, um nicht rechts oder links
einen der Balkone der Häuser zu streifen.
Am Ortsausgang hat eine Pilgerin auf ihrem Fahrrad den Bus lieber
vorbei gelassen, bevor sie an die Felsen gedrängt wird. Die
Straße ist weiterhin sehr schmal und wird jetzt noch kurvenreich
dazu. 100 Kurven sollen es sein, die wir jetzt vor uns haben.
Auch einige Haarnadelkurven sind dabei. Die muss der Busfahrer alle
meistern. Er hat es mit Bravour geschafft.
Heute Nachmittag werden wir nach O Cebreiro fahren, wo noch einige
keltische Rundhäuser stehen und dann über Lugo nach Santiago
de Compestela.
Mit einem Klick auf das YouTube-Bild unten könnt ihr das Video
"Jakobsweg - von Astorga zum Cruz de Ferro" ansehen. Aufgenommen am 16. September 2011, bitte
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