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Wir
kommen von Barakaldo und fahren durch Bilbao Richtung Süden
hinauf in die Berge.
Santo Domingo de la Calzada ist unser erstes Ziel. Der Ort liegt
am "französischen Jakobsweg", dem Camino de Santiago.
Es ist der Jakobsweg in Nordspanien, der von den Pyrenäen durch
das Hochland nach Santiago de Compostela verläuft. Ihm werden
wir in den nächsten Tagen folgen. Wir fahren jetzt von etwas
mehr als Meeresspiegelhöhe hinauf auf eine Höhe von zirka
640 Metern.
Dort in der Ferne ist ein markanter Kirchturm zu sehen. Es ist der
Turm der Kathedrale von Santo Domingo de la Calzada. Bald haben
wir unser erstes Ziel erreicht.
Jetzt sind wir im Ort und halten bei einer schmalen Gasse an, durch
die wir direkt zur Kathedrale gelangen. Gegenüber
dem mächtigen Torbogen der Kathedrale steht das Gebäude
des Parador de Santo Domingo. Durch ein Fenster werfen wir einen
Blick hinein. Was wir sehen, macht uns neugierig. Also gehen wir
um die Ecke auf den Plaza del Santo und betreten den Parador. Es
ist ein Gebäude aus dem 12. Jahrhundert, das als Pilgerhospiz
errichtet wurde. Heute befindet sich in diesem Gemäuer ein
elegantes Hotel. In der prächtigen Eingangshalle zieren gotische
Bögen und Steinsäulen den Raum. Sie sollen noch aus der
Zeit, in der das Gebäude errichtet wurde, stammen. Es ist ein
beeindruckender Raum.
Schräg gegenüber dem Parador am Plaza del Santo steht
die Kathedrale. Das reich verzierte Portal an der Südseite
der Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert. Um
in die Kirche zu gelangen müssen, wir uns zu einem Nebeneingang,
den Eingang für Touristen. Dazu müssen wir wieder zurück
zu der mächtigen Vorhalle, an der wir vorhin vorbei gekommen
sind. Sie wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet und diente
der Verteidigung der Kirche. Es waren damals kriegerische Zeiten,
weshalb die Kirche zu einer Festung ausgebaut wurde. In dem Gewölbe
befindet sich auch ein Eingangsportal zur Kirche. Die
schlichte Gestaltung dieses Portals ist wohl bedingt durch die damaligen
unruhigen Zeiten.
Jetzt sind wir in der Kathedrale und blicken zuerst auf das große
Altarbild aus dem 16. Jahrhundert. Auch das Chorgestühl hinter
uns ist aus dem 16. Jahrhundert. Damals
war das Chorgestühl häufig die einzige Sitzgelegenheit
in den Kirchen. Mönchen und Priestern, die mehrmals zum gemeinsamen
Gebet zusammen kamen, diente es zwischendurch als Sitzgelegenheit.
Die gläubigen Kirchenbesucher mussten dagegen dem Gottesdienst
stehend beiwohnen. In vielen Kirchen wurde das Chorgestühl
wieder entfernt. Hier können wir das, mit Schnitzereien, reich
verzierte Gestühl noch bewundern. Heute
gibt es für die Gläubigen auch Sitzgelegenheiten. Allerdings
blickt man von hier auf die Rückseite des Chorgestühls.
Das große Altarbild kann man von hier nicht sehen.
Unser Blick gleitet nach oben zu den aufwendig gestalteten Deckengewölben.
Jedes Deckenfeld ist anders gestaltet - nichts Eintöniges.
Im südlichen Seitenschiff erblicken wir das, wovon in den Berichten
über diesen Ort immer gesprochen wird, den Hühnerstall.
Wieso befindet sich in einer Kathedrale ein Hühnerstall. Das
muss eine besondere Bewandtnis haben. So ist es.
Es war einmal, so fangen alle Märchen und Legenden an. Im 14.
Jahrhundert pilgerte eine Familie auf dem oberen Jakobsweg nach
Santiago de Compostela. Sie übernachteten in einem Wirtshaus
Santo Domingo de la Calzada. Die Wirtstochter fand den Sohn der
Familie sehr attraktiv und versuchte ihn zu verführen. Er war
jedoch fromm und keusch und wies sie zurück. Die Verschmähte
wandte sich ab, sann auf Rache und versteckte einen Silberbecher
in seinem Gepäck. Am nächsten Morgen bezichtigte sie ihn
des Diebstahls. Der Jüngling wird daraufhin festgenommen und
nach kurzem Prozess verurteilt und aufgehängt. Die Eltern zogen
traurigen Herzens weiter nach Santiago. Auf dem Rückweg kamen
sie wieder an der Richtstatt vorbei, wo sie ihr Sohn ansprach. Er
sagte, er sei gar nicht tot, da ihn Santo Domingo die ganze Zeit
gehalten habe. Die Eltern eilten sofort zum Richter, der im Wirtshaus
gerade ein Huhn und einen Hahn verspeiste. Sie berichteten ihm von
dem Vorgefallenen. Der
Richter lachte daraufhin herzhaft und sagte, dass ihr Sohn so tot
sei wie die beiden Hühner vor ihm. Kaum gesagt, erheben sich
die Hühner und fliegen davon. Daraufhin wurde der Jüngling
vom Galgen genommen und die Familie reiste nach Hause. Seit diesem
Ereignis steht hier in der Kirche ein spätgotischer Käfig
in dem ein Huhn und ein Hahn leben. Schaut, da ist der Kamm des
Hahns zu sehen. Für wenige Wochen leben die Tiere hier in der
Kirche, dann werden sie ausgetauscht.
Wer war das, der dem Jüngling half? Santo Domingo hat er ihn
genannt. Hier in der Kirche steht der Sarkophag von Santo Domingo.
Er lebte um 1100 als Einsiedler in dieser Gegend und war ein Förderer
der Pilgerfahrt. Das Gebäude, in dem sich heute der Parador
befindet, hat er als Pilgerherberge gegründet. In der Fassade
des Südportals der Kirche hatten wir sein Standbild schon gesehen. Beim
Verlassen des Kirchenraumes kommen wir an einem stark verzierten
Pfeiler vorbei. Es soll ein Überrest von der 1235 vollendeten
romanischen Kirche sein. Mit dem Bau der Kathedrale wurde um 1158
begonnen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrere Male umgebaut
und erweitert. Wenn man sich näher damit befasst, wird man
die verschiedenen Baustufen erkennen können. Bei jeder Erweiterung
wurden die dann üblichen Stilelemente verwendet.
Die Kathedrale hat auch einen Turm. Er steht neben der Kirche. Es
ist der vierte Turm der Kathedrale. Er wurde Mitte des 18. Jahrhunderts
errichtet. Um ihn in seiner ganzen Größe und Pracht zu
erfassen, begeben wir uns auf den Plaza Mayor.
Hier steht das Rathaus von Santo Domingo de la Calzada. Das Turmgebäude
in der Mitte hat einen Tordurchgang. An ihm sind wir vorhin auf
der anderen Seite, bei der Ankunft im Ort, vorbei gefahren.
Hier vom Plaza Mayor können wir den Turm der Kathedrale in
seiner ganzen Größe erfassen. Er ist 69 Meter hoch und
ist in drei Teile gegliedert. Von einem quadratischen Grundriss
über einen achteckigen Aufbau mündet der Turm in eine
runde Laterne. Mit zunehmender Höhe wird der barocke Bauschmuck
immer filigraner.
Auf dem Weg zurück zum Bus kommen wir an einem etwas verwilderten
Klostergarten vorbei und in den schmalen Gassen begegnen uns einige
Pilger. Am
Plaza Santo besuchen wir noch eine kleine Kapelle. Sie befindet
sich gegenüber der Kathedrale. Eine Fensterscheibe besagt,
dass im Jahre 2009 hier ein 900 jähriges Jubiläum gefeiert
wurde. Es mag die Kapelle des Einsiedlers Santo Domingo de la Calzada
sein, dem Namensgebers dieses Ortes. Er lebte von 1019 bis 1109.
Im Straßenpflaster erkennen wir eine Jakobsmuschel. Die zeigt
uns an, dass wir uns auf dem Jakobsweg bewegen.
Wir fahren jetzt weiter. Burgos ist unser nächstes Ziel.
Mit einem Klick auf das YouTube-Bild unten könnt ihr das Video
"Jakobsweg - Santo Domingo und das Hühnerwunder"
ansehen. Aufgenommen am 16. September 2011, bitte
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