Wir sind in Kopenhagen und machen eine Stadtrundfahrt. Am weltbekannten
Kopenhagener Vergnügungs- und Erholungspark Tivoli starten wir.
Über die Klappbrücke Langebro kommen wir zu der Insel, auf
der auch der Flughafen liegt und von der die Straße auf die
Brücke über den Öresund führt. Und
dort steht eine Kirche mit einer merkwürdig aussehenden Turmspitze.
Es ist die Erlöserkirche, eine Barockkirche. Eine außen
liegende Wendeltreppe führt um die Spitze herum. Was sagt unsere
Stadtführerin dazu? „Vierhundert Stufen führen zu
der Weltkugel mit der
Christusfigur und bei gutem Wetter kann man den Turm besteigen. Das
tut man nur einmal in seinem Leben, das ist das erste und das letzte
Mal. Man muss jedenfalls schwindelfrei sein.“
Jetzt überqueren wir wieder einen Kanal. Eine Hafen- und Kanalrundfahrt
fährt auch durch diese Kanäle. Schaut, das Rundfahrtschiff
dort, es passt gerade durch den Brückenbogen hindurch. Der Bootsführer
muss schon sehr genau steuern, um nicht an den Wänden
und Deckenbögen anzustoßen. Über die Klappbrücke
Knippelsbro gelangen wir zur Insel Slotsholmen. Auf ihr befindet sich
unter anderem das Schloss Christiansborg, dem Sitz des dänischen
Parlamentes, dem Folketing sowie einige Museen und die ehemalige Börse.
Dieses Gebäude erkennt man an seinem markanten Turm. Verschlungene
Drachenschwänze verzieren seine Spitze.
Wir begeben uns zunächst zum Gelände des ehemaligen Arsenals
auf dieser Insel. Unter König Christian IV. wurde hier ein neuer
Marinehafen gegründet. Er war umgeben von einem Arsenal auf der
einen Seite und von einem Versorgungs-Depot auf
der anderen Seite. Das Hafenbecken wurde später zugeschüttet
und heute befindet sich hier ein Park, umgeben von diversen Museen.
In dem Park steht eine Statue von Søren Kierkegaard. Er war
ein dänischer Philosoph und ein merkwürdiger Mensch. Was
weiß unsere Stadtführerin über ihn zu berichten? „Trotzdem
war er verlobt, sogar mit einer Staatsrats-Tochter. Er lud sie eines
Tages ins königliche Theater ein. Das war zu der Zeit wirklich
eine Begebenheit. Kurz, bevor der Vorhang aufging, nahm er sie an
die Hand und sagte, jetzt gehen wir meine Liebe. Sie protestierte
natürlich. Nein, sagte er, die Vorfreude ist die Schönste,
alles andere zählt nicht.“ Ja, so war er wohl, er hat die
Welt aus einem anderen Blickwinkel gesehen.
Das Schloss Christiansborg ist nicht der Wohnsitz der dänischen
Königin. Sie kommt nur zu offiziellen Anlässen hierher und
dann werden die Schilderhäuser bemannt. Rechts neben dem Schloss
steht die Schlosskirche. Die ursprüngliche Kapelle wurde 1738
bis 1742 errichtet. In den vergangenen Jahrhunderten ist sie mehrere
Male abgebrannt. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie nach der Rekonstruktion
im Jahre 1997. Im Innern erblicken wir eine riesige Kuppel. Sie erinnerte
uns mit ihren Kassetten und der
Öffnung im Zenit an die Kuppel des Panteon in Rom. Und schaut
die Verzierungen in den Bögen! Was für eine filigrane Arbeit
das ist. Es ist beeindruckend.
Weiter geht’s am Neuen Hafen vorbei, einem Seitenarm des Kopenhagener
Hafens mit seinem ganz besonderem Flair. Das Schloss Amalienborg ist
unser Ziel. Es steht in der Nähe des Hafens. Hier am Kai vor
dem Schloss liegen einige ältere Schoner und auch eine hochmoderne
Jacht. Wem sie wohl gehört? In der Ferne erblicken wir das neue
Schauspielhaus, ein nichts sagender Klotz, der bei Nacht deutlich
besser aussieht. Auf der anderen Seite des Hafenbeckens steht die
Königliche Oper, ein Neubau aus dem Jahr 2004.
Hinter uns liegt das Schloss. Dort begeben wir uns jetzt hin. Es ist
der Wohnsitz der Königin, wenn sie sich in Kopenhagen aufhält.
Hier erblicken wir auch einen Wachsoldaten, mit
Bärenfellmütze, der vor dem Gebäude patroulliert.
Als wir zum Schloss gingen, fiel uns in der Mitte ein Gebäude
mit einer riesigen Kuppel auf. Es ist die Frederikskirche, oft auch
Marmorkirche genannt. Wieso Marmorkirche? Sie ist doch aus Sandstein
errichtet. Wie kam es zu diesem Namen? Mitte des 18. Jahrhunderts
wünschte sich König Frederik V. nahe bei seinem Schloss
eine Kirche aus Marmor. Das überforderte jedoch den Staatshaushalt
und folglich wurde der Bau eingestellt. Mitte des 19. Jahrhunderts
kaufte ein Industrieller die Bauruine und ließ die Kirche 1894
aus dänischem Sandstein errichten. In Erinnerung an die Wünsche
des dänischen Königs Frederik V. ist der Name Marmorkirchen
erhalten geblieben.
In der Kirche spielte ein Organist. Nachdem wir einige Zeit den Klängen
der Orgel gelauscht hatten, begaben wir uns wieder zum Hafen und fuhren
ein Stück weiter zu Kopenhagens größtes Monument,
dem Gefion-Brunnen. Der Sage nach versprach der schwedische König
Gyfil der Göttin Gefion so viel Land, wie
sie in einer Nacht pflügen konnte. Daraufhin verwandelte sie
ihre vier Söhne in vier Stiere und pflügte eine ganze Nacht
und warf dieses Land es ins Meer, wodurch die Insel Seeland entstand.
Zurück blieb ein Loch, das zum Vänern-See wurde. Er ähnelt
in der Form der Insel Seeland. Also hat sie Seeland aus Schweden herausgepflügt.
Aber der schwedische König war ein schlechter Verlierer. Er nahm
einen riesigen Felsbrocken und warf ihn Gefion hinterher. Glücklicherweise
traf er sie nicht. Der Felsbrocken fiel in die Ostsee und so entstand
die Insel Bornholm, die einzige Felseninsel, die Dänemark hat.
So soll es gewesen sein!
Wir werfen noch einen Blick an dem mächtigen Brunnen vorbei auf
die andere Seite des Hafens. Dort befindet sich die ehemalige Marineinsel
von Kopenhagen. Das Schiff, das dort liegt, ist ein Museumsschiff
und der alte Kran rechts daneben wurde früher dazu benötigt,
die Masten aus den Segelschiffen heraus zu nehmen und wieder einzusetzen.
Jetzt wollen wir noch zu Kopenhagens bekanntester Figur, der „Kleinen
Meerjungfrau“. Dazu müssen wir die Befestigungsanlage
„Kastellet“, ein letztes Überbleibsel der alten Stadtbefestigung
Kopenhagens, umrunden. Der Bau dieser Anlage wurde um 1626 unter Christian
IV. begonnen. Es ist eine der am besten erhaltenen
Festungsanlagen in Nordeuropa. Und gleich daneben ist der Ort, an
dem die „Kleine Meerjungfrau“ steht, wenn sie in Kopenhagen
ist. Als wir hier waren, war sie auf Reisen. Damit wir sie doch sehen
können, haben die Chinesen eine Live-Übertragung von der
Weltausstellung in Shanghai geschaltet.
Mit einem Klick
auf das YouTube-Bild unten könnt ihr ein Video über die
Stadtrundfahrt durch Kopenhagen ansehen.
Aufgenommen am 30. Juli 2010, bitte Lautsprecher einschalten!
Sollte das Video oben nicht starten, dann bitte das Symbol "KPE-VIDEO"
anklicken.