Gegen 21 Uhr hatten wir Stockholm mit dem Fährschiff verlassen.
Jetzt ist es 7 Uhr morgens und wir fahren durch die finnischen Schären
vor Turku. Ein Blick auf eine Landkarte zeigt uns, dass der Bottnische
Meerbusen durch eine fast durchgehende Inselgruppe von der Ostsee
getrennt ist. Das war uns so nicht bewusst. Durch diese Inselgruppen
ist unser Schiff in der Nacht gefahren. Gegen 7:30 sind wir heil
in Turku, der finnischen Hafenstadt, angekommen. Wir haben das Schiff
über einen Passagierausgang verlassen und warten nun auf unseren
Bus. Schaut, dort verlassen die Busse das Schiff. Unser Bus ist
auch dabei.
Von der Gründung im 13. bis ins 19. Jahrhundert war Turku die
wichtigste Stadt Finnlands. Bevor wir Turku verlassen, halten wir
noch kurz beim Dom von Turku an. Er
liegt direkt am Fluss Aurajoki und ist die einzige mittelalterliche
Kathedrale in Finnland. Seit seiner Weihe zum Dom im Jahr 1300 ist
er Sitz des Erzbischofs von Turku und zudem die Hauptkirche der
evangelisch-lutherischen Kirche Finnlands und gilt als das Nationalheiligtum.
Vor der Kirche steht die Statue von Mikael Agricola. Dieser studierte
von 1536 bis 1539 an der Universität zu Wittenberg. Dort war
er Schüler von Melanchthon, Bugenhagen und Luther. Danach war
er Kanoniker im Domkapitel dieser Kirche und Rektor der Lateinschule
von Turku. Er setzte sich in diesem Amt entschieden für die
Reformation ein.
Gegenüber der Kirche stehen die Gebäude der Åbo
Akademi. Sie ist eine schwedischsprachige Universität im finnischen
Turku. Parallel
dazu hat Turku auch eine eigenständige
finnischsprachige Universität.
Vor den Universitätsgebäuden steht ein Denkmal von Per
Brahe dem Jüngeren. Er war ein schwedischer General und wurde
1637 zum Generalgouverneur von Finnland ernannt. In seiner Amtszeit
wurde 1640 die Akademie zu Turku, die erste Universität Finnlands
gegründet.
Ja, Finnland wurde vom frühen 14. bis Anfang des 19.Jahrhunderts
von den Schweden beherrscht. Per Brahe der Jüngere hat in dieser
Zeit wohl viel die Entwicklung Finnlands getan.
Wir wollen aber nach Helsinki, also fahren wir weiter. Eine einsame
Lokomotive hat uns etwas aufgehalten. Bald hatten wir jedoch Helsinki
erreicht. Hier sind wir nun und warten am Hafen auf die örtliche
Stadtführerin.
Ein großes Fährschiff verlässt gerade den Hafen
und hinter uns erhebt sich auf einem Hügel eine mächtige
Backsteinkirche mit Zwiebeltürmchen
auf den Kuppeln. Ob das eine orthodoxe Kirche ist? Wir steigen den
Hügel hinauf, und dort können wir es lesen, es ist die
Uspenski-Kathedrale, eine orthodoxe Kirche.
Der Name der Kathedrale stammt aus dem Russischen und bedeutet „Mariä-Entschlafens-Kathedrale“.
Seit 1923 ist in Finnland die Religionsfreiheit in der Verfassung
garantiert. Die Evangelisch-Lutherische Kirche und die Orthodoxe
Kirche sind per Gesetz als
Volkskirchen festgeschrieben. Der autonomen orthodoxen Kirche Finnlands
gehören rund 60.000 Finnen an, das sind etwas mehr als 1 %
der Bevölkerung. Die Kirche wurde 1868 im russisch-byzantinischen
Stil errichtet und hat 13 Kuppeln mit vergoldeten Spitzen. Im Innern
erwartet uns eine prachtvoll geschmückte Kirche mit vielen
wunderschönen Ikonen, so wie in orthodoxen Kirche üblich.
Bevor wir vom Kirchenhügel wieder hinab steigen, lassen wir
unseren Blick noch in die Ferne schweifen. Dort
hinten, das ist der Dom von Helsinki. Ihn
werden wir später noch besuchen. Unten am Hafen erblicken wir
einen Markt und zwischen den Verkaufsbuden steht ein Obelisk. Dieser
wurde zur Erinnerung an den Besuch von Zar Nikolaus I. und Zarin
Alexandra aufgestellt, die 1833 Helsinki besuchten. Finnland war
nach Beendigung der schwedischen Vorherrschaft ein Großfürstentum
des Russischen Reiches. Diese Vorherrschaft endete 1918 mit dem
Sturz des Zaren und war fortan war Finnland eine eigenständige
demokratische Republik.
Unser nächstes Ziel ist eine Felsenkirche. Felsenkirchen hatten
die frühen Christen zum Beispiel in Kappadokien in den Fels
gegraben, um ihre Gotteshäuser vor anders Gläubigen zu
verstecken. Das war bei dieser 1969 geweihten Kirche wohl nicht
mehr erforderlich. Von Außen wirkt sie sehr unscheinbar. Auf
einem Hügel aus Granitfelsen sahen wir eine flache Kuppel.
Nichts deutet auf eine Kirche hin. Wer in der Kirche viele Bilder
und reiche Verzierungen erwartet, der wird enttäuscht sein.
Der kreisrunde Innenraum mit einem Durchmesser von 22 Metern wird
von 8 bis 10 Meter hohen natur belassenen Felswänden eingesäumt.
Auf ihnen ruht jedoch eine einzigartige Kuppel. 180 Fenster rahmen
die Kuppel und in der Mitte befindet sich ein riesiges blankes Kupferfeld.
Es soll aus 22 Kilometer Kupferband hergestellt worden sein. Wenn
man genau hinsieht, kann man die Kupferbahnen noch erkennen. Diese
einmalige Konstruktion sorgt für eine einzigartige Atmosphäre.
Sie hat uns begeistert, diese architektonische Meisterleistung.
Diese Kirche ist nicht nur ein Ort für Gottesdienste, sondern
wegen der sehr guten Akustik finden hier auch häufig Konzerte
statt.
Das war ein unerwartetes Highlight. Was uns hier in Helsinki wohl
noch erwartet? Jetzt
sind wir im Sibeliuspark und vor uns steht ein Gebilde aus Röhren.
Man könnte meinen, es soll eine Baumgruppe darstellen. Rechts
daneben auf einem Felsen erkennen wir die Maske eines Kopfes und
ein Hinweisschild, das besagt, dass es sich um Jean Sibelius handelt.
Jean,
eigentlich Johan Julius Christian, Sibelius ist Finnlands bedeutendster
Komponist. Seine Werke umfassen 7 Sinfonien und sinfonische Dichtungen,
die er aus karelischer Folklore und der nationalen Romantik gebildet
hat. Karelier sind eine baltisch-finnische Volksgruppe, deren Heimat
auch in Teilen des heutigen Ost- Finnland liegt.
Das berühmteste Werk von Sibelius ist die Finlandia, das er
zur Unterstützung der nationalen Bemühungen um die Unabhängigkeit
von Russland geschrieben hat. Das Denkmal, das so genannte "Passio
Musicae“ der Künstlerin Eila Hiltunen, war eines der
ersten abstrakten Denkmälern in Finnland. Es soll Sibelius
Musik visuell Darstellen. Das Denkmal steht
in einem wunderschönen Park in dem die Finnen
wohl Entspannung finden.
Wir begeben uns wieder ins Zentrum von Helsinki. Vorbei
am Hauptbahnhof, und dem finnischen Nationaltheater, nähern
wir uns dem Senatsplatz. Dort in der Ferne erblicken wir für
einen kurzen Moment ein hohes Gebäude.
Es ist eine Kirche, die Kirche von Kallio, Anfang des 20. Jahrhunderts
wurde sie errichtet. Sieht dieser mächtige Turm nicht wie ein
Hochhaus aus?
Jetzt haben wir den Senatsplatz erreicht. Hier steht der Dom von
Helsinki. Vor dem Dom steht eine Denkmal für den, dank seiner
finnland-freundlichen Politik geachteten, russischen Zaren Alexander
II.. Er war der Sohn von Alexandra Fjodorowna,
deren Denkmal wir vorhin am Hafen gesehen hatten.
Der Dom von Helsinki ist die Kathedrale des lutherischen Bistums
Helsinki. Er wurde zwischen1830 und 1850 errichtet und ist eine
im Stil des Klassizismus errichtete Kreuzkuppelkirche mit dem Grundriss
eines
griechischen Kreuzes. Diese Form wurde gewählt, damit der Dom
von allen Seiten gleich gut aussieht. Er
ähnelt in der Struktur der Isaakskathedrale in Sankt Petersburg,
die gerade im Bau war. Es wird angenommen, dass sich der Architekt
von der russischen orthodoxen Architektur inspirieren ließ.
Der
Innenraum ist äußerst schlicht und ganz in Weiß
gehalten. Die einzigen Schmuckstücke des Kirchenraums sind
das Altarbild mit je einem Engel auf jeder Seite des Bildes, die
Kanzel mit einem goldenen Baldachin in der Ecke links neben dem
Altar und die Statuen der Reformatoren Mikael Agricola, Philipp
Melanchthon und Martin Luther in den anderen Ecken des Kirchenraumes.
Nach dem Verlassen der Kathedrale schauen wir noch auf den Senatsplatz.
Es ist ein einzigartiges klassizistisches Ensemble. Alle diese Gebäude
hat der deutsch-finnische Architekt
und Maler Johann Carl Ludwig Engel entworfen.
Bevor wir Helsinki Richtung Norden verlassen, fahren wir noch am
Liegeplatz der mächtigen finnischen Eisbrecher vorbei. Sie
halten im Winter im Eis des Bottnischen Meerbusens Fahrrinnen frei,
um dort Schiffsverkehr zu ermöglichen. Jetzt fahren wir weiter
Richtung Norden.
Mit einem Klick auf das YouTube-Bild unten
könnt ihr das Video
"Helsinki, eine Stadtrundfahrt" ansehen. Aufgenommen am 31. Juli 2010, bitte Lautsprecher
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